Zur Evangelisch-Lutherischen Gemeinde von Odessa

Von Ulm bis zum Schwarzen Meer dauerte die Fahrt auf der Donau 85 Tage. Viele Neusiedler kamen aus Süddeutschland auf diesem Weg nach Odessa. Sie brachten ihren lutherischen Glauben mit und die erste Gemeinde entstand in der Kolonie Großliebental. 1811 begann das Gemeindeleben in Odessa mit dem Wirken des ersten Pfarrers. In einem „Seminar für Kirchendiener" wurden Prädikanten, Religionslehrer und Kirchenmusiker ausgebildet. Eine Reihe sehr fähiger Pastoren gründeten in den folgenden Jahrzehnten zwei Grundschulen, eine Realschule, zwei Waisenhäuser und ein Altenheim, sowie ein Krankenhaus.
Der Bürgerkrieg 1921/22, eine verheerende Hungersnot, die Beschlagnahmung kirchlichen Eigentums und in den 30er Jahren die Enteignung der Kirchengebäude brachten das kirchliche Leben zum Erliegen. 1941 wurde der letzte evangelische Pfarrer Theophil Richter verhaftet, der Kollaboration mit den Deutschen beschuldigt und erschossen.
Erst mit der Selbständigkeit der Ukraine wurde 1991 wieder Gemeindeleben wach. Superintendent Victor Gräfenstein und Bischöflicher Visitator Walter Klinger versuchten die Gemeinde aufzubauen. Zunächst in einer Schule, dann in einem Kinosaal feierte man die Gottesdienste.

 

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2002 konnte das Haus der Kirche eingeweiht werden. Mit dem Gottesdienstraum, den Büros für die Kirchenkanzlei, Seminarräumen und Gästezimmern boten sich neue und vielfältige Möglichkeiten.
Heute sind die Jugendarbeit mit den beeindruckenden Sommerlagern, die kirchenmusikalische Arbeit und die Diakoniestation besonders hervorzuheben.

Im Haus der Kirche ist auch das Büro des Bischofs der DELKU, Uland Spahlinger.
Die Gemeinde hat heute ca. 500 erwachsene Mitglieder und feiert ihre Gottesdienste zweisprachig deutsch und russisch. Sie weiß, dass sie nur eine Zukunft hat, wenn sie sich über deutschstämmige Familien hinaus der Bevölkerung Odessas öffnet und für den evangelischen Glauben Interesse weckt.

Das Dekanat Regensburg und die Evangelisch-Lutherische Gemeinde in Odessa sind durch eine Partnerschaft miteinander verbunden. Die bayerische Landeskirche unterstützt die „Deutsche Evangelisch Lutherische Kirche der Ukraine" (DELKU) seit ihrer erneuten Gründung 1992, die mit der Eigenständigkeit der Ukraine möglich wurde. Es lag damals nahe, dass sich das Dekanat Regensburg für eine Partnerschaft gewinnen ließ, nachdem bereits kurz zuvor zwischen Odessa und Regensburg eine Städtepartnerschaft begründet wurde.